Schülerbegegnung in Russland am UNESCO-Gymnasium 39 in Baschikriens Hauptstadt Ufa
Traditionelle baschkirische Begrüßung am UNESCO-Gymnasium 39
Vorbereitung und Organisatorisches
Nach den erfolgreichen Begegnungen der Jahre 2012, 2015 und 2017 in Ufa und Überlingen, wurde das Projektthema von russischer Seite präzisiert auf „Die Erde ist unsere Heimat“ mit dem Schwerpunkt „Wasser zum Leben“. Der Zeitraum vom 07.02. bis 17.02.2020 wurde bereits früh vereinbart, um den Unterrichtsausfall der Lehrkräfte und Schüler zu begrenzen. Steckbriefe und Kontakte der russischen Schüler mit den 10 Schüler*innen des Technischen Gymnasiums, dem Berufskolleg Biologie und der Berufsfachschule Holz wurden schon frühzeitig ausgetauscht. Gefördert wurde das Projekt von der Stiftung „Deutsch-Russischer Jugendaustausch (DRJA) und Mitteln des Landes Baden-Württemberg. Die Lehrer Peter Gött und Patrick Schillinger sowie Polina Sakhanevich aus Ufa begleiteten den Schüleraustausch.
Vorstellung des Gymnasiums 39 in Ufa
Nach der Anreise über Baden-Baden und Flug mit Zwischenstop in Moskau wurden wir herzlich am Flughafen in Ufa von den Gastgeberschülern und deren Eltern empfangen, und konnten die Wohnungen und Häuser der Gastgeberfamilien kennenlernen. Sonntags wurde uns das Gymnasium 39 vorgestellt. In vorbildlicher Weise organisierten die Schulleiterin und die Schüler*innen eine Führung durch das Schulgebäude. Sie stellten uns stolz in deutscher Sprache die Räumlichkeiten, Besonderheiten und die Auszeichnungen der Schule vor. Man konnte sich ein Bild von dem hohen Sprachniveau machen. Die Schule gilt zurecht als eine der besten Gymnasien in der Millionenstadt Ufa. Begleitet wurden wir von einem Kameramann, der für die Schule Bilder und Videosequenzen aufnahm.
Die Erde ist unsere Heimat – Tradition, Kultur und Moderne
In zwei Unterrichtsstunden, die in Englischer Sprache gemeinsam mit den Gastschülern stattfanden, widmeten sich die Schüler*innen dem Phänomen des globalen Tourismus. Dabei wurden Motive, Reiseziele und Sinn hinterfragt. Die russische Art zu leben wurde uns in dem 30 km entfernten Dorf Krasny Jar nahegebracht. Dort zeigten uns Schülerinnen den traditionellen russischen Volkstanz und das Schneiden und Einlegen von Kohl, sowie eine orthodoxe Kirche und ein Heimatmuseum. In einem Sportpark lernten wir das Bogenschießen und die traditionelle Kleidung der Baschkiren im 18. Jahrhundert kennen. Es wurden im Werkunterricht von den Schülern ein Jutesäckchen bestickt und verziert, ein typisch russisches Souvenir und Glücksbringer. Ein Filmvorführung des englischsprachlichen Film „Yesterday“ war Anlass diskutieren, ob Popmusik wie die der Beatles mittlerweile zum internationalen Kulturgut einer ganzen Generation gehört.
Ökologie und Wassermanagement
Im Unterricht wurde den Schüler*innen auch die Schattenseiten des Konsums und Wohlstands erklärt zum Beispiel die zunehmende Verschmutzung der Flüsse durch Plastikgegenstände. Russische Schüler und Lehrkräfte stellten die Wasserversorgung der Region um Ufa durch eine Talsperre des Flusses Ufa vor, während von deutscher Seite die Trinkwasserversorgung durch den Bodensee sowohl für Überlingen als auch für weite Teile Baden-Württembergs erklärt wurde. Die Bereitstellung von Trinkwasser und sanitären Anlagen als Menschenrecht wurde diskutiert.
Bei einer mehrstündigen Führung der Firma Baschinkom wurde eindrücklich demonstriert, wie bestimmte Bakterien in Fermentern produziert werden und anschließend zur Bodenverbesserung, zum Keimen von Nutzpflanzen und zum Pflanzenschutz vor Pilzinfektionen getestet werden. Dadurch konnte der Einsatz von Kunstdünger und chemischen Pestiziden in der Landwirtschaft vermieden und die Kontamination des Grundwassers reduziert werden.
In einer Kunststunde mit Ebru-Malerei konnten wir auf spielerische und kreative Art erfahren, dass Wasser und Öl Gegenpole sind, die dennoch harmonieren können.
Sport
Im gemeinsamen Sportunterricht spielte nach einer Aufwärmgymnastik die „Deutsche Mannschaft“ begeistert gegen mehrere Gruppen russischer Schüler über zwei Stunden, und man spürte den Ehrgeiz und auch die Spielfreude. Urkunden wurden überreicht. In einem privaten Sportpark lernten wir Bogenschießen kennen. Im „Flypark“ war Trampolinspringen, Klettern und Akrobatik angesagt. Beim Besuch eines hochklassigen Eishockeyspiels in der Arena in Ufa waren alle Plätze ausverkauft und die Stimmung war anfangs überwältigend. Leider verlor „Salavat Yulaev“ das Gastgeber-Team aus Ufa mit 2:4 gegen das Team von Spartak Moskau.
Deutsch-russische Freundschaften
Es zeigte sich wie in den vergangenen Begegnungen rasch wie ungezwungen und herzlich junge Menschen unterschiedlicher Kulturen und Sozialisierungen miteinander umgehen können. Bei der Unterbringung in den Familien gab es keine Schwierigkeiten, Scheu und Sprachbarrieren wurden überwunden. An allen Programmpunkten waren die Gastgeberschüler*innen mitbeteiligt, so dass angeregte Interaktionen entstanden. Daher wurde die UNESCO-Ziele Völkerverständigung (Frieden), globales Denken und Nachhaltigkeit im Rahmen der Möglichkeiten voll erreicht.
Viele Szenen wurden auf Bildern festgehalten, die zeigen wie eng und ungezwungen Jugendliche unterschiedlichster Sozialisation und Ethnien miteinander umgehen. Bei der Verabschiedung wurde deutlich, wie sehr sich die Schüler*innen auf den Gegenbesuch in Überlingen freuten. Leider musste dieser auf Grund der Coronavirus-Epedemie verschoben werden.
Fünf Kurzvideos zusammengestellt von Herrn Evgeni Shamanaev im Auftrag des Gymnasiums 39 verdeutlichten das vielseitige spannende Programm und die Bedeutung seitens der gastgebenden Schule.
Blick auf Ufa mit dem Fluß Belaja
Besichtigung der biotechnologischen Firma Baschinkom
Winterszene im russischen Dorf Krasno Yar
Angeregt durch die Schülerdemonstrationen "Fridays for Future" wollten wir an unserer Schule konkret werden. Herausgekommen sind eine Schülerumfrage zur Nachhaltigkeit und ein Aktionstag mit Schülerworkshops und anschließendem Vorstellung der Ergebnisse vor dem Schulgebäude...
Die Schülerumfrage wurde bereits vor den Weihnachtsferien bei 68 Biologisch-technischen Assistent*innen (BTA) durchgeführt und vor den Fasnachtsferien bei 248 anderen Schülern unserer Schule. Es zeigte sich, dass die BTA einen etwas höheren Handlungsbedarf sehen, das Klima und die Umwelt zu schützen. In Zusammenarbeit mit SMV, einem Lehrerteam und der UNESCO-AG wurden Themen für klassenübergreifenden Workshops erarbeitet, die in einer Doppelstunde von den Schülern in Eigenregie geleitet wurden. Die Ergebnisse der Workshops - Kleidersammeln, Glyphosat, Elektroautos, Basteln mit Wegwerfprodukten, Solarthermie u. Photovoltaik, Plastikplanet, Gesund-lecker-satt, Welt ohne Hunger, Korallenbleiche durch CO2, Was können wir tun, Konsumverhalten im Schulalltag - wurden von den verantwortlichen Schülern auf dem Schulhof beim "Come together" präsentiert. Ebenso die Ergebnisse der Schülerumfrage. Ein wirklich gelungener Schultag. Es gab auch Musik und Catering. Die Einnahmen-100 Euro- wurden zu gleichen Teilen dem SOS Kinderdorf und dem Tierheim Überlingen gespendet. Auch der Südkurier fand die Aktion gut und berichtete darüber.

Wie ist die Welt zu retten? Friedenssicherung, Klimaschutz, Menschenrechte, Gerechtigkeit durch Teilen - geht uns alle an. Wir können uns im privaten Umfeld dafür einsetzen, dennoch sind die Vereinten Nationen (UNO) das einzige Forum zur Lösung der globalen Probleme...
Wie schafft es die UNO, die Zusammenarbeit der Nationalstaaten zu regeln, und was braucht sie, um besser zu werden? Soll das Veto-Recht oder der Sicherheitsrat abgeschafft werden? Auf viele der Fragen der 90 Schüler im Musiksaal gab Herr Griep Antwort und erzählte uns von seinen Interviews mit vielen engagierten deutschen UN-Mitarbeitern, die auch in seinem Buch „Wir sind UNO“ nachzulesen sind. Er berichtete von seiner Teilnahme an aktuellen deutschen Initiative im Sicherheitsrat und dem Einsatz von vielen UN-assoziierten Spezialorganisationen wie z.B. UNICEF, UNESCO oder WHO. Nach der Fragestunde wollten einige interessierte Schüler genau wissen, wie man sich auf UN-Stellen bewirbt oder eine Praktikumstelle bekommt. Eine Sternstunde für alle, die sich für eine bessere Welt einsetzen!

Seit 70 Jahren gibt es die Menschenrechte, die von der UNO am 10.12.1948 verkündet wurden. Brauchen wir die noch? ...
Bei uns sind doch (fast) alle Menschenrechte umgesetzt ! Doch Diskriminierung auf Grund von sozialem Status, Rasse, Religion und Gender-Gründen sind auch in Europa vorhanden. Am traditionellen Weihnachtscafe der SMV bedienten Schüler der UNESCO-AG und Japan-AG mit eigens hergestellten Pizzen, Kuchen, Torten und Plätzchen und Tee in Kimono und Service-Kleidung des anderen Geschlechts